Gegendenkmal wird enthüllt

Gesellschaft: Nicolairuine Zerbst, 1. Juni

Kirchenruine St. Nicolai Zerbst

– In Zerbst wird am Donnerstag, 1. Juni, um 14 Uhr ein Gegendenkmal zur Schmähplastik der „Judensau“ an der Kirchenruine St. Nicolai (Schleibank) enthüllt. Mit der Stele von Hans-Joachim Prager, einem Künstler aus Wernau in Baden-Württemberg, setzt die Kirchengemeinde St. Nicolai und St. Trinitatis der judenfeindlichen Hassbotschaft der mittelalterlichen Plastik eine Botschaft der Toleranz und der Versöhnung entgegen. Das Relief befindet sich seit 1450 an einem Strebepfeiler der Zerbster Kirche St. Nicolai.

Im Zweiten Weltkrieg wurde St. Nicolai schwer beschädigt und ist heute eine gesicherte Ruine mit offenem Kirchenschiff. Zur Enthüllung werden der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig, der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann, Pfarrer Lutz-Michael Sylvester und der Künstler Hans-Joachim Prager sprechen.

„Die Schmähplastik an St. Nicolai ist ein nicht tolerierbares Zeugnis des Hasses gegenüber jüdischen Frauen und Männern, das wir nicht weiter unwidersprochen stehen lassen wollen“, sagt Mario Gabler, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates der Kirchengemeinde St. Nicolai und St. Trinitatis. Deshalb habe sich die Gemeinde dafür entschieden, eine erklärende und kommentierende Tafel unter der Schmähplastik anzubringen sowie einen Wettbewerb für ein Gegendenkmal auszuschreiben, das nun in unmittelbarer Nähe des Schmähreliefs errichtet wurde. Gemeindepfarrer Lutz-Michael Sylvester hebt hervor: „Die Kirchengemeinde hat beschlossen, nicht in eine Diskussion über die mögliche Entfernung der Schmähplastik einzutreten. Diese gehört mit ihrer menschenverachtenden Aussage zu unserem historischen Erbe, dem wir uns stellen müssen, zur mahnenden Erinnerung.“

Die 125 Zentimeter hohe Stele mit dem Titel „Reflexion“ von Hans-Joachim Prager wurde unter zehn Wettbewerbsbeiträgen von einer Jury ausgewählt. Das Kunstwerk ist als Lesepult gestaltet und nimmt damit auf das Lesepult in jüdischen Synagogen Bezug. Der 1952 in Dessau geborene Künstler sagt dazu: „Mein Exponat soll dazu beitragen, dass der dafür vorgesehene Platz zu einem Ort der Begegnung und Verständigung wird. Eine entscheidende Rolle spielte für mich bei der Gestaltung des Mahnmals die Überlegung, dass jeder Mensch, ungeachtet seiner Weltanschauung und Religion, an dieser Stelle spürt, er ist in seiner Individualität angenommen und kann sich selbst zum historischen und künftigen Geschehen in Beziehung setzen. Von dieser Erkenntnis ausgehend, wäre es erstrebenswert, im „Wir“ eine gemeinsame Basis zu finden – eine Basis, auf der wir die Welt ein bisschen menschlicher machen können.“

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Arbeit der Jury

Die Jury zur Auswahl des Gegendenkmals bestand aus den Mitgliedern des Gemeindekirchenrates der Kirchengemeinde St. Nicolai und St. Trinitatis Zerbst sowie aus dem früheren Zerbster Kreisoberpfarrer, Oberkirchenrat i. R. Dietrich Franke, weiterhin aus einer Vertreterin des Stadtmuseums Zerbst, einem Vertreter des Förderkreises St. Nicolai und einem Vertreter der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Entschieden wurde in zwei Auswahlrunden unter zehn Wettbewerbsbeiträgen. Das Preisgeld für den Siegerentwurf liegt bei 1.000 Euro, für die Entwürfe auf Platz 2 und 3 wurden je 500 EUR ausgereicht.

Künstler

Informationen zu Hans-Joachim Prager


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