Ev. Kirche Osmarsleben, Glocke von 1618

Dass sich Gießer auf der Glockenoberfläche verewigen – entweder in Form eines Gießerzeichens oder mit ausgeschriebenem Namen – war im Mittelalter nicht üblich. Der Ruf einer Glocke sollte dem dreieinigen Gott und allenfalls seinen Heiligen die Ehre geben. Im Reformationsjahrhundert änderte sich das, gleichwie sich bei den Inschriften allmählich auch die deutsche Sprache gegenüber der lateinischen durchsetzte.
In dieser Hinsicht recht ungewöhnlich zeigt sich die 1618 gegossene Glocke von Osmarsleben bei Güsten. Ihre Inschrift präsentiert das Who-is-Who der damaligen Zeit: vom Fürstenpaar August und Sybille über Pastor Anton Wolters bis hin zu Schuldienern, Schöffen und Vorstehern. Ihren Schöpfer verschweigt das beeindruckend volltönig klingende Kunstwerk jedoch. Zudem ist die etwas unübersichtlich gesetzte Inschrift noch in lateinischer Sprache abgefasst.
Text und Aufnahme: Pfarrer Kornelius Werner, Glockensachverständiger der Ev. Landeskirche Anhalts
Der Wochenspruch für die 17. Kalenderwoche
Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2. Kor 5,17)