Wachet, steht im Glauben
Andacht von Pfarrer Michael Schedler, Kirchenkreis Köthen
„Und darum wird nach dem Happy End, im Film gewöhnlich abgeblend‘t“. Mit diesem Zitat von Kurt Tucholski grüße ich Sie ganz herzlich! Fast alle Filme über die Passion und den Tod Jesu enden mit der Auferstehung. Vielleicht noch eine kurzer Schwenk hin zum „weißen Sonntag“, dem ersten Sonntag nach Ostern, an dem die Täuflinge in den frühen Gemeinden ihre weißen Taufgewänder ablegten um danach, als Christen bewusst den Alltag und den Sonntag, im Glauben zu leben. Das wars. Die letzte Szene ist abgedreht – abblenden, Schnitt und Ende!
Der Lehrtext für den heutigen Tag lautet: „Wachet, steht im Glauben, seid mutig und stark!“.
Über diese extrem nüchterne Aufforderung des Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth kann man schwerlich einen packenden Film produzieren. Es reicht nicht einmal für einen kurzen Videobeitrag. Denn da fehlt es an dem Inhalt. Da passiert ja nichts. Paulus stellt quasi ein leeres Gefäß in die Gemeinde und sagt: „So, nun füllt das mal mit eurer Nachfolge in Jesus“. Und was passiert dann?
Es gibt im Prinzip nur zwei Möglichkeiten, was geschehen kann. Entweder – es passiert nichts. Dann sind alle mutlos, hoffnungslos und schwach im Glauben. Oder es beginnt ein ganz neue Handlungsstrang. Spannend und packend, gewürzt mit allen Zutaten, geradezu ideal für eine spannende Reportage gemacht. Christen in Aktion!
Wie viele Christen sind aktiv im Glauben? In den Telefonaten mit Gemeindegliedern wird mir fast immer berichtet, wie wertvoll gerade jetzt die Online- und Fernsehgottesdienste, die Angebote auf den Internetseiten, die Telefonate und Briefe empfunden werden. Glaube lebt also auch in Coronazeiten! Vielleicht sogar heute mehr als früher, in den „ganz normalen Zeiten“.
Das liegt an Ihnen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, und an den vielen anderen, die mit Glaubensmut und Glaubenshoffnung bereit sind, neue Wege im Hören auf Gottes Wort gehen. Dafür möchte ich Ihnen danken! Wir blenden nicht ab, wir hören nicht auf, Gottes Nähe zu verkündigen, wir machen keine Ende mit der Gemeinschaft untereinander. Wir blenden auf, wir schalten ein, wir hören Gott und einander zu. Ich wünsche uns auch heute die österliche Freude, im besonderen Miteinander, räumlich getrennt, doch im Glauben ganz nah verbunden!