Die Kirche und ihre Ausstattung

Die Herren von Lattorf, seit dem 15. Jahrhundert Besitzer des Rittergutes Klieken, ließen 1504 eine erste Kapelle erbauen, die nach ein paar Jahren abbrannte. Um 1545 wurde ein Neubau errichtet, deren Kern im Saal der jetzigen Kirche erhalten ist. Überblattungen und Aussparungen ehemaliger Knaggen im Traufbereich sowie Zierknaggen in der Patronatsloge weisen konstruktiv und stilistisch auf die frühe Bauzeit. Eine dendrochronologische Untersuchung der Fußbänder ermittelte das Jahr 1544 als Fälldatum der verwendeten Hölzer. Damit kann die Kliekener Kirche als bisher älteste bekannte Fachwerkkirche in Sachsen-Anhalt bezeichnet werden.
Der Baukörper
Nach Erweiterungen zeigt sie heute einen kreuzförmigen Grundriß mit gerade abschließender Ostseite und den im Süden und Norden angebauten Patronatslogen. Der prägnante Westturm wurde 1784 als Stiftung Matthias Augusts und Philip Friedrich Leberechts von Lattorf hinzugefügt, wie eine Inschrift über dem Haupteingang belegt.
Im Glockengeschoß haben sich zwei wertvolle ältere, 1590 gegossene Glocken von Heinrich Borstelmann aus Magdeburg erhalten. Als besonders selten kann die aus Holz gearbeitete, vorreformatorische Sakramentsnische eingeschätzt werden, die wohl ursprünglich Teil der Fachwerkkonstruktion des Vorgängerbaus war.
Neben dem spätgotisch tradierten Kernbau ist die Kirche vor allem barock geprägt. Dazu tragen in erster Linie der Turm und die künstlerische Ausstattung bei.
Der Innenraum
Der Raumeindruck im Inneren wird beherrscht durch die marmorierende Fassung der hölzernen Einbauten sowie durch die Bemalung der Felderdecke mit einer illusionistischen Himmelsdarstellung, deren Wolken die Form von Buchstaben haben und als emblematisch verschlüsselte Inschrift zu lesen sind.
Die Orgel wurde 1754 von Johann Christoph Zuberbier geschaffen. Das barocke Kastengestühl stammt ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert, wie auch die Kanzel und der mit dem Wappen der Patronatsherren von Lattorf geschmückte Taufstein. Im Altarraum erinnern qualitätvolle Epitaphien an die Stifter und Kirchherren Hans Ernst von Lattorf († 1709) sowie Matthias Wilhelm von Lattorf († 1710) und seine Gemahlin Clara geb. von Davier († 1716). Ein Leinwandgemälde zeigt die Kreuzabnahme Christi, dem eine Druckgrafik nach Rembrandt zum Vorbild diente.
Eine Besonderheit
Das bedeutendste Ausstattungsstück ist allerdings das Flügelretabel aus der Werkstatt Lukas Cranachs d. Ä., entstanden um 1515, eines der selten erhaltenen vorreformatorischen Wittenberger Frühwerke Cranachs. Es kam vielleicht bereits um 1545 in die neu erbaute Kliekener Kirche.