Die Odyssee des Kliekener Altars

Gestohlen im Mai 1980, sind die Altarflügel von Klieken glücklich im Frühiahr 2009, nach knapp 30 Jahren, wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Der eigentliche Dieb mit der Schuhgröße 42 ist nie zweifelsfrei identifiziert worden. Er war über ein Fenster in die Kliekener Kirche eingebrochen und hatte die Flügel aus der Cranach-Werkstatt brutal aus ihren Scharnieren gerissen. Dabei hinterließ er auf dem Altartischtuch den Abdruck seines Turnschuhs aus DDR-Produktion, seitdem der einzige Hinweis auf den Täter.
Die Volkspolizei ermittelte, allerdings erfolglos. Als die Staatssicherheit sich einschaltete, hegte mancher einen – wie sich herausstellte unbegründeten – Verdacht, dass staatliche Stellen in diesen Raub verwickelt waren. Die Tafeln blieben verschwunden.
Erst 1990 kam Bewegung in den Fall: Jemand nutzte die Gunst der Wende und lieferte die Tafeln in den Bamberger Kunsthandel ein. Hier erwarb eine Kunstmalerwitwe die mittlerweile rahmenlosen Bilder und baute sie in einen Schrank als Türflügel ein. Als sie starb, gab ihr Sohn sie im Herbst 2006 wiederum in ein Bamberger Auktionshaus zur Versteigerung. Die Flügel gingen an zwei Bamberger Antiquitätenhändler, die sie restaurierten und neu rahmen ließen. Sie standen kaum zwei Wochen im Schaufenster, da entdeckte sie ein Cranach-Experte und identifizierte sie als die in Klieken entwendeten Altarflügel.
Das Bayerische Landeskriminalamt nahm die Tafeln in Verwahrung und hat sie dankenswerterweise auch fach- und sachgerecht aufbewahrt. Denn jetzt begann das juristische Tauziehen um das Eigentum an den Tafeln: Sowohl die beiden Antiquitätenhändler als auch die Kirchengemeinde nahmen das Eigentum für sich in Anspruch.
Schließlich war für die Lösung des Streitfalls der Wunsch der beiden Antiquitätenhändler entscheidend, dass die Tafeln wieder an ihren ursprünglichen Ort zurückkehren sollten: Nach einem juristischen Vergleich ist die Hoffnungsgemeinde Zieko, zu der auch Klieken gehört (beide Ortsteile von Coswig), nun wieder unbestritten die rechtmäßige Eigentümerin. Dies gelang dank der engagierten administrativen Hilfe der Landeskirche Anhalts und der äußerst großzügigen finanziellen Unterstützung des Kultusministeriums von Sachsen-Anhalt und der Kulturstiftung der Länder. Mit ihrer Hilfe ist die Einigung und Rückführung der Altarflügel erst möglich geworden.
Anlässlich einer Feierstunde, bei der die Tafeln der Presse und der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt wurden, kehrten sie am 26. März 2009 für einen Tag an ihren angestammten Platz zurück. Im März 2013 sind sie endgültig in die Kirche heimgekehrt.
Text: Eva Heinecke